Merz hört mit: Jamaica Farewell

Fulda/Gießen. Fünf Stunden mit dem Zug nach Berlin und immer noch nicht in Jamaika. Und Scheißwetter ist auch. Blöd.

Am Montag immer noch nicht in Jamaica aufgewacht. Aber dafür, dass angeblich ein Erdbeben stattgefunden hatte, habe ich gut geschlafen. Das Hotel stand auch noch. Bloß das Wetter war immer noch scheußlich. Also eigentlich alles wie immer.

Angesichts der historischen Bedeutung des Ereignisses wird die Zeitrechnung neu geordnet: Die Zeit vor Sonntag, 19. November 2017, 23:46 Uhr heißt ab sofort das Zeitalter „vor (v.C.)“, die Zeit danach die Zeit „nach Christians Erscheinung (n.C.)“. Die Zeit zwischen dem 27. Oktober und dem 27. November wird zum Nicht-Advent. Der 27. November bleibt Volkstrauertag. Der Totensonntag wird zum 1. Sonntag nach Epiphanias. Der 1. Advent heißt jetzt St. Angela!

Aus dem Zeitalter „v.C.“: Wer hat denn jetzt den Bambi für den bedeutungsvollsten Blick gekriegt, der Lindner oder der Özdemir? Und was ist mit dem Life-Achievement-Bambi für Seehofer?

“Wir haben den Rhythmus der Pendelbewegungen gefunden”. (N. Beer, Generalsekretärin-FDP, heute-journal, 10. November 2017) Daran wird’s wohl am Ende gescheitert sein.

Mengenlehre und christliche Seefahrt: auf Jamaika werden jetzt Schnittmengen ausgelotet. Sowas kann halt nix werden.

Andererseits: „Auf Jamaika werden die (Kompromiss-) Linien sondiert.“ (ZDF, 29. Oktober 2017) Wenn man sich bei all den Pendelbewegung noch nicht mal einigen konnte, ob nun die Schnittmengen ausgelotet oder die Linien sondiert werden, nachdem man das Abtasten nach Knackpunkten hinter den roten Linien in der Atmosphäre hinter sich hatte, ist es ja kein Wunder, dass der Zug nach Jamaica im Bermuda-Dreieck endet.

Die CDU hat’s gleich gewusst: “Die Grünen seien auf dem Weg zur schwarzen Null.” (SZ, 26.Oktober 2017)

Aufgrund einer Verordnung des ZDF („Mainz ist die Rache!“, spricht der Herr.) herrschen seit dem 19. November 2017 in Deutschland „Weimarer Verhältnisse“. Reichspräsident ist Frank-Walter Hindenburg, Reichskanzlerin bleibt Angela Brüning, SPD-Vorsitzender ist Otto Wels-Schulz, Reichsführer-AFD ist Franz von Papenmeuthen.

Schon klar, dass das ZDF jetzt bitte enttäuscht ist, es war doch mit so großen Hoffnungen in die Sondierungen gegangen: “Gelebte Demokratiekultur” und “Schnupperkurs in Sachen Jamaika” und dann gleich noch einen „Kulturbruch“ hintendrauf. (19. Oktober 2017) Da musste ja der Zivilisationsbruch die logische Folge sein.

Wir kennen keine Parteien mehr, wir kennen nur noch Deutsche. Und Gott erhalte Franz den Kaiser, unsern guten Kaiser Franz. Zur Sicherheit wollen wir außerdem unsern alten Kaiser Willem wiederhaben, mit’m Bart, mit’m Bart, mit’m Drei-Tage-Bart.

Wo zwei oder drei in ihrem Namen versammelt sind, da ist die Presse mitten unter ihnen – und schon haben wir den schönsten innerparteilichen Krach in der SPD.

ZEIT, Stern, Süddeutsche u.v.a. wünschen sich eine Post-Wels-SPD: wehrlos UND ehrlos UND jederzeit bereit zum Selbstmord. Erst das Land, dann die Partei.

Apropos Selbstmord: „Manchmal muss ein ganzes Land vom 10er springen.“ (FDP) Der kleine Christian möchte aber wieder vom Brett abgeholt werden. Es ist kein Wasser im Becken.

Allein dafür haben sich die vier Wochen schon gelohnt: „atmender Rahmen“! Wie wär’s mit einer “geatmeten Rahmenbedingung”? Oder einem “bedingten Atmungsrahmen”? „Rahmenlose Obergrenze“? „Atemloser Rahmendeckel“? Oder mit der “humanitären Münchner Mauer “?

Alternativ wird ja ein “Korridor” für Flüchtlinge vorgeschlagen. Das finde ich gut. Solange sie nicht ins Wohnzimmer kommen… +++ gerhard merz